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Die Bilder zeigen Anitmonit und Fülöppit
Axel R. BRILL
Anlässlich der VFMG-Sommertagung in Müllheim (Baden) vom 04. bis zum 07. September 2015 wurde auch das alte Bergbaugebiet am Fliederbach bei Sulzburg besucht. Auf Grund zahlreicher Begehungen und zusätzlichem Belegmaterial aus dem Bereich des oberen Tagschachtes soll dem Wunsch zahlreicher Sammler entsprochen werden, eine Nachbearbeitung der dortigen Mineralisation zu verfassen, die mit zahlreichem Bildmaterial vorgestellt wird. Als Grundlage dienten die Arbeiten von Walenta (1957), Dennert (1993), Maus (1993) und Hofherr (1983, 1984).
Einleitung
Nimmt man die erstgenannte Literatur zur Hand, so stellt man fest, dass sich diese ausführlichen Mineralbeschreibungen vorwiegend auf erzmikroskopische Untersuchungen beziehen. Hinzu kommen die meist nur in Schwarz-Weiß abgedruckten Fotos von Anschliffen. Mit diesem Artikel soll versucht werden, diese Sammlerlücke zu schließen, in der Weise, dass die meist winzigen bis kleinen Mineralien fotografisch ins Bild gesetzt wurden, um so selbst eine grobe Zuordnung und Bestimmung durchzuführen. Einige der Mineralien, v.a. aus der Boulangerit-Gruppe und besser bekannt als Bleispießglanze, wurden analytisch (EDX) bestimmt, da gerade diese Mineralien nach äußeren Kennzeichen kaum zu identifizieren sind. Walenta (1957) gelang der Nachweis eines pechblendeführenden Trums, das von Schatz & Otto (1989) ebenfalls festgestellt und beschrieben wurde. Die angefertigten Fotos stammen von Proben aus der Sammlung Schuler, Steinen.
Geologie
und kurze Bergbaugeschichte
Das Holderpfad-Gebiet, südlich von Sulzburg am Fliederbach gelegen, gehört zur westlichen Begrenzung der hier beginnenden Badenweiler-Lenzkirch-Zone, die von der NS-streichenden Schweighof-Störung gebildet wird und rund 2 km östlich von der Schwarzwaldrandverwerfung entfernt ist. Diese Störung trennt die westlich vorkommenden Gesteine, Gneis und Porphyr, die meist stark zersetzt und vielfach sericitisiert wirken, von den östlich auftretenden oberkarbonischen Kulmkonglomeraten. In diesem Bereich treten antimonerzführende Mineralisationen auf, die an Quarzgänge gebunden sind. Sie sind einerseits als mehr oder weniger diagonal angelegte Fiederspalten und andererseits entlang der Störungszone ausgebildet und waren Gegenstand des früheren Bergbaus v.a. gegen Ende des 18. Jh. Die Gesamtlänge der Stollen wird mit 200 m, die Mächtigkeit mit 15 bis 120 cm (in Trümern) angegeben, bei einem durchschnittlichen Streichen von 130-150° und einem Fallen von 70-80°SW. Das Vorkommen wird der Gang-Gruppe D zugeordnet, in der Quarz-Kies-Antimongänge des Südschwarzwaldes zusammengefasst werden (Metz, R.; Richter, M.; Schürenberg, H. (1957).
Der früheste Hinweis auf Bergbau geht bis ins Jahr 1028 zurück, als das Holderpfad-Gebiet unter der Ortsbezeichnung „Luxberc“ (Lausberg) erwähnt wird. Zwei weitere Urkunden stammen aus dem 15. Jh. Darin wird das Gebiet unter dem Namen „Kungsperge“ (Königsberg) genannt. Nach einem alten Bericht sollen um 1440 silberreiche Erze gefördert worden sein. Bis gegen Ende des 18. Jh. liegen auf Grund zahlreicher Kriegswirren verständlicherweise keine Dokumente vor, die einen weiteren Bergbau belegen. Auffallend sind die noch zahlreichen, relativ dicht angeordneten aufgefahrenen Stollen und Schächte, die großenteils nur noch als undeutliche Geländeformen zu erkennen sind. Sie stammen meist aus der Zeit zwischen 1788 und 1793, als eine Schurfgesellschaft einen der Holderpfadgänge wiederentdeckte und weitere Stollen aufgefahren hatte und Schächte abgeteuft wurden. Bemerkenswert ist die Beteiligung von überwiegend sächsischen Bergleuten. Um 1790 wurden neben einer Scheidhütte ein Poch– und Waschwerk zusammen mit einem oberschlächtigen Wasserrad von 10 m ! Durchmesser errichtet, wobei der geringe Zufluss der beiden kleinen Bäche ohne einen Stauweiher zu bedenken ist. Die Erze kamen sowohl von den Holderpfader Gruben als auch von der erfolgreicheren Antimon-Grube Victoria am „dürren Berg“ im benachbarten Schweizergrund, die seit Anfang des 18. Jh. in Abbau stand. Der Abbau beider Gruben erwies sich letztendlich als vollkommen unrentabel, zumal die Kosten für die Aufbereitung der Poch- und Scheiderze den Wert der Erze deutlich überstiegen. Weitere Versuche den Betrieb der Grube „Holderpfad“, wie sie damals genannt wurde, wieder aufzunehmen, scheiterten. Im Jahre 1793 waren noch 23 Mann in den Stollen und in der Poche beschäftigt, die 1811 schließlich abgebrochen wurde. Die Beschreibungen der einzelnen Gruben und Aufbereitungsanlagen sind dem Bergassessor K.W. Volz zu verdanken, der am Oberamt in Emmendingen tätig war.
In der Literatur werden folgende Holderpfader Gruben erwähnt: Frischglück, Friedestollen, oberer und unterer Holderpfadstollen, Holderpfadschacht, Tagschacht, Edelfundstollen und der Tiefe Holderpfadstollen, außerdem eine Steinkohlengrube nahe dem Bachzusammenfluss zwischen Fliederbach und dem Bach aus dem Schweizergrund. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Gruben im Fliederbach sowie im Sulzburger Tal finden sich bei Dennert (1993) sowie detaillierte Kartendarstellungen mit Einträgen zu den einzelnen Gruben, Stollen und Schächte bei Maus (1993) und Walenta (1957).
Das untersuchte Material stammt aus einem kluft - und drusenarmen Quarzgang von ca. 25 cm Mächtigkeit aus dem Bereich des ehemaligen Tagschachtes (Koord.: 340340 - 529883) sowie von den Resthalden am Fliederbach. Der Gangquarz vom erstgenannten Fundort ist meist bräunlich verfärbt, während der Quarz von den Haldenresten am Fliederbach eher weißlich-grau, durch die Vererzungen bandartig grau erscheint. Gelegentlich finden sich mehrere cm große Quarzdrusen, die jedoch erzfrei sind oder erdige Verwitterungsprodukte aus der antimonführenden Vererzung enthalten. Die klaren bis trüben Quarzkristalle erreichen selten die Größe von über einem Zentimeter. Der Quarz ist z. T. mit grauen Schieferton- Einschüssen, sericitisierten Feldspäten sowie Gneiseinschaltungen durchsetzt, die reichlich Graphit in Form von kleinen schuppigen Plättchen führen können (Abb. 1). Gelegentlich findet sich in den kleinen Drusen auch rhomboedrisch ausgebildeter Dolomit-Ankerit, der sich meist in ein braunes, erdiges Verwitterungsprodukt umgewandelt hat (Abb. 2). Baryt bildet spätige Massen und in kleinen Drusen auf Quarz aufgewachsene, tafelige Kristalle von gelblicher Farbe, tritt jedoch gegenüber Quarz stark zurück, da er nur an bestimmte Gangpartien v.a. im Bereich der Pechblendevererzung gebunden ist. Baryt II bildet kleine farblose bis beigefarbene Kriställchen.
Die einzelnen Gänge weisen nach Walenta (1957) eine mehr oder weniger gleiche Mineralführung auf, die in der Arbeit von Hofherr (1983) bestätigt wird. Lediglich der Pechblende führende Gang weicht von der allgemeinen Mineralisation ab (s. unten).
Die Vererzungen sind meist in nadeliger bzw. körniger Ausbildung fein im Gangquarz eingesprengt, vielfach nest- bis schlierenartig verteilt oder finden sich in den kleinen Quarzdrusen. Um ein gewisses Bild über die komplexe Vererzung zu erhalten, empfiehlt es sich, die aufgefundenen derben Gangstücke im nassen Zustand bei geringer bis mittlerer Vergrößerung nach den einzelnen Erzen durchzumustern, zumal es sich meist um bleigraue bzw. schwärzliche Mineralarten handelt, die häufig miteinander verwachsen sein können. Haupterz ist Pyrit in meist kleinen kuboktaedrischen Kristallen, während die Antimonvererzungen eher untergeordnet auftreten. Dabei fällt auf, dass die sericitisierten Feldspäte v.a. mit Arsenopyrit und Pyrit stärker vererzt sind als die anderen Quarzpartien. Beide Mineralien meiden förmlich den Antimonit und andere Antimonerze.
Nachfolgend werden die Erzmineralien und deren Sekundärbildungen in alphabetischer Reihenfolge beschrieben.
Antimonit war das gesuchte Erz des früheren Bergbaus. Im Gegensatz zu dem Vorkommen in der Antimongrube im Schweizergrund war die Ausbeute im Holderpfadgebiet sehr gering. Meist bildet er vorwiegend bleigraue, matt glänzende, wirrstrahlige bis radialstrahlige, spießige, in Quarz eingewachsene Erzaggregate, die in bis zu mehreren cm großen Nestern auftreten und aus feinen, nur bis zu 2 - 3 mm langen Nadeln bestehen und den Quarz daher dunkelgrau erscheinen lassen. Einen gewissen Eindruck über die früher abgebauten Antimonerze gibt ein kleines Handstück mit kompakt strahliger Vererzung. Die randlichen Partien der Nester sind oft in Valentinit umgewandelt, die gelbliche Nadelbüschel bilden können. Seltener tritt der Antimonit in Quarzdrusen als wirrstrahlige Nadelbüschel auf, die sich mit der Zeit metallisch blau bis rot-violett verfärben. Gelegentlich ist auch körniger Sphalerit und Pyrit mit Antimonit verwachsen (Abb. 3 - 7).
Arsenopyrit tritt nach Pyrit-Markasit als zweithäufigstes Erz in Erscheinung, ist jedoch sehr unterschiedlich verteilt. Er findet sich im Quarz einerseits als feine Imprägnation, andererseits in Form von kleinen Nestern oder Schwärmen, v.a. in zersetzten Feldspäten. Die im frischen Zustand matt grauen Kristalle erreichen selten 0,5 mm Größe und sind in typisch rhombischer Form bzw. als prismatische Stiftchen ausgebildet. Zwillingsbildung ist sehr häufig zu beobachten, während kugelige Aggregate eher selten zu finden sind. In kleinen Quarzdrusen kann Arsenopyrit mit Sericit in blassgelben Pusteln vergesellschaftet sein (Abb. 8 – 9).
Boulangerit ist der Bleispießglanz mit dem größten Bleianteil (55 %). Auf Grund seiner sehr dünnen, bleigrauen, biegsamen Nadeln ist er eindeutig zu erkennen. Er bildet wirrstrahlige Nadelgeflechte in kleinen Quarzdrusen, die sich v.a. im Gangmaterial der Fliederbachhalde finden. Man könnte ihn jedoch mit Jamesonit verwechseln, der im Bereich des Holderpfades bislang nicht nachgewiesen werden konnte, jedoch im Gangmaterial der benachbarten Antimongrube offenbar auftrat (Walenta 1957) (Abb. 10 – 11).
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Antimonit nadelig
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Fülöppit xenomorph |
Zinkenit lattig, plattig |
Plagionit körnig |
Semseyit blättrig |
Boulangerit nadelig |
System |
rhomb. |
monokl. |
(pseudohex.) |
monokl. |
monokl. |
monokl. |
Formel |
Sb2S3 |
Pb3Sb8S15 |
Pb6Sb14S27 Pb9Sb22S42 |
Pb5Sb8S17 |
Pb9Sb8S21 |
Pb5Sb4S11 |
Pb-% |
0 |
30 |
35,8 / 31,6 |
40,6 |
53,1 |
55,2 |
Sb-% |
71.7 |
46,9 |
42,0 / 45,6 |
38,2 |
27,7 |
26,0 |
S-% |
28,3 |
23,1 |
22,2 / 22,8 |
21,2 |
19,2 |
18,8 |
Härte |
2 |
<2 |
3 - 3 ½ |
2 ½ |
2 ½ |
2 ½ |
Optik |
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rote Innenreflexe |
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(rote Innenreflexe) |
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Diagramm und Tabelle 1
Die bei Sulzburg (Holderpfad und Antimongrube) vorkommenden Bleispießglanze in einer Übersicht mit den Angaben ihrer Blei-, Antimon- und Schwefel-Anteile in Gewichts-% (Pb-Sb-S).
Bournonit soll so häufig wie Fahlerz vorgekommen sein. Xenomorph ausgebildete Bournonit-Einsprenglinge sind jedoch kaum von denen des Fahlerzes zu unterscheiden. Hingegen sind die bleigrauen bis schwärzlichen und glänzenden Solitärkristalle mit z.T. ausgeprägten zahnradähnlichen Zwillingsflächen verhältnismäßig gut zu erkennen. Sie erreichen kaum eine Größe von 1,5 mm. Hauptfundpunkt ist die Halde am Fliederbach (Abb. 12 – 13).
Walenta (1957) nennt außerdem Kupferkies in Verwachsung mit Fahlerz II, der in hornsteinartigen Trümern auftrat.
Fahlerz (Tennantit, Tetraedrit) findet sich meist nur als bleigraue, glänzende Einsprenglinge, z. T. mit Anlauffarben. Seltener treten freie Kristalle in idiomorphen Tetraedern mit bis zu 2,5 mm Größe auf, die v.a. im Zusammenhang mit der Pechblendevererzung (s. unten) gefunden wurden bzw. noch auf der Halde am Fliederbach und im Bereich des Tagschachtes in Drusen mit Dolomit-Ankerit zu finden sind. Gelegentlich ist Pyrit und Chalkopyrit mit Fahlerz verwachsen (Abb. 14 – 16).
Fahlerz II wurde als kleine Erzfunken im Baryt beschrieben.
Fülöppit konnte erst durch röntgenographische Untersuchungen des in den späten 1950er Jahren gesammelten Materials erkannt werden (Walenta 1989, 1992). Er lässt sich nur schwer von den anderen Bleispießglanzen der Antimon-Paragenese unterscheiden, v.a. von Plagionit und Semseyit, da er nur bleigraue, xenomorphe, aber keine nadeligen Einsprenglinge bildet, die mit den anderen Gliedern dieser Paragenese, v.a. mit Plagionit und Antimonit, verwachsen sein können. Selten sind auch stark gestreifte Oberflächen zu beobachten. Er zeigt in dünnen Schichten und je nach auflichtoptischem Lichteinfall tiefrote Innenreflexe, die erst bei stärkerer Vergrößerung zu erkennen sind. Dabei kann der starke metallische Glanz bei der Beobachtung sehr hinderlich sein, den man durch Wässern der Probe reduzieren kann. Eine gewisse Verwechslung ist mit Plagionit, Miargyrit und Polybasit gegeben, die einen nahezu ähnlichen Transparenzgrad aufweisen. So ist für Sammler keine eindeutige Zuordnung möglich, sofern keine lokale Feststellung bekannt ist, an der man sich orientieren kann. So sind Miargyrit, Polybasit, aber auch Semseyit vom Holderpfadgebiet nicht bekannt. Die Unterscheidung ist erst durch eine röntgenanalytische Untersuchung möglich (Abb. 17 – 18).
Galenit wird in Form von Verdrängungsresten in Fahlerz und in Bournonit und als xenomorphe Einsprenglinge in Quarz beschrieben. Etwas reichlicher soll er auf der Halde der Edelfundgrube und in der Antimongrube im Bereich des Gesenkes vorgekommen sein.
Goethit (Limonit) bildet glaskopfartige Überkrustungen auf Quarz.
Plagionit wird von Walenta (1957, 1989) ausführlich beschrieben. Die Angaben beziehen sich jedoch ausschließlich auf erzmikroskopische Befunde. Unter dem Binokular tritt Plagionit in Form von hochglänzenden, schwärzlichen Einsprenglingen mit rhombischen, linsenförmigen oder verzerrt ovalen Querschnitten von maximal 0,8 mm Größe auf, so dass sie ohne weiteres von eingesprengtem Fahlerz zu unterscheiden sind. Die Plagionit-Körner können zusammen mit Antimonit den Hauptanteil der Vererzung bilden, meiden jedoch die Drusen. Sie treten isoliert, aber auch in zusammenhängenden Aggregaten auf. Der Bruch erscheint rau und zeigt eine angedeutete Plättchenstruktur. Mit der Zeit zeigen sich auf den Bruchflächen bläulich metallische Anlauffarben. Gelegentlich sind auch Kristallflächen mit leichter Streifung und selten rote Innenreflexe unter dem Erzmikroskop feststellbar (Abb. 19).
Pyrit-Markasit ist das häufigste Erz im Bereich des Holderpfads und bildet regelrechte Pyritnester, vorwiegend in sericitisierten Einschlüssen. Er kristallisiert als Würfel, Pentagondodekaeder und selten als Oktaeder. Gelegentlich sind auch plattige Aggregate pseudomorph nach Pyrrhotin festzustellen. Markasit bildet mitunter spießige, speerkiesähnliche Aggregate und ist vielfach mit Pyrit verwachsen (Abb. 20 – 23). Durch die intensive Verwitterung entstehen v.a. unter Sammlungsbedingungen zahlreiche wasserhaltige Eisensulfate (s. unten).
Pyrrhotin tritt als seltene Mineralart auch im Bereich der Fliederbachhalde auf. Er bildet jedoch nur winzige, verwitterte, gelbbraune, hexagonale Täfelchen, die rosettenartige Aggregate bilden und in kleinen Quarzdrusen zu finden sind (Abb. 24).
Sphalerit findet sich meist als Einsprenglinge und selten als Kristalle von gelbbrauner bis rotbrauner Farbe im Gangmaterial der Halde am Fliederbach bzw. in den Lesesteinen im Bereich des Tagschachtes. Er belegt bevorzugt die Randpartien von nestartig eingewachsenem Antimonit. Korrodierter Sphalerit ist gelegentlich mit kleinen Schwefelkristallen besetzt (Abb. 25).
Uranpechblende (Uraninit)
Walenta (1957) erwähnt eine gangartig ausgebildete, geringe Uranvererzung nahe beim Schacht der ehemaligen Holderpfadgrube, die im Rahmen einer Prospektion 1961 erfasst wurde. Es konnten Uraninit, Uranospathit (Mischkristallbildung mit Arsenuranospathit) und Meta-Zeunerit (Mischkristalle mit Meta-Torbernit) bestimmt werden (Walenta 1994). Eine ausführliche Beschreibungen des Vorkommens erfolgte durch Schatz & Otto (1989). Es handelt sich dabei um ein 6 bis 8 mm mächtiges Pechblendegängchen, das mit Fahlerz, Pyrit und Chalkopyrit vergesellschaftet ist und ein rötliches, verquarztes Nebengestein von einem Gangquarz mit tafeligem, gelblichen Baryt und beige farbenen Dolomit / Ankerit trennt. Auffallend ist die scharfe Abgrenzung gegenüber dem verquarzten rötlichen Nebengestein. Der Baryt zeigt im langwelligen UV eine rote Fluoreszenz. In den Zwickeln des Baryt finden sich die genannten Erze, die auch den Gangquarz durchsetzen. Die ursprüngliche Mächtigkeit des Quarztrums wird mit 13 cm angegeben und stammt auf Grund der Harnischbildungen und Zerscherungen aus einer der zahlreichen tektonischen Störungszonen im Holderpfadgebiet. Eventuelle sekundäre Uranmineralien sind kaum von gelblichen Verwitterungsprodukten des Pyrit zu unterscheiden und zeigen keine Fluoreszenz. Die Radioaktivität der Proben (Zerfälle pro Sekunde) wurde mit 30 IPS (Impulse pro Sekunde, bei einem Abstand von 1 cm vom Zählrohrfenster) bzw. mit 150 Bq (Becquerel) bestimmt. Schatz & Otto geben eine Gammastrahlung von bis zu 6 mR/h an, was einem 3-fachen Wert gegenüber dem gemessenen Wert entspräche (Abb. 26).
Zinkenit* (Zinckenit) ist neben Fülöppit, Plagionit und Boulangerit ein weiteres Mineral der Bleispießglanz– bzw. der Boulangerit-Gruppe. Auf Grund der spießig-lattigen, stark längsgestreiften, prismatischen Ausbildung besteht eine gewisse Sicherheit in der Erkennung gegenüber den anderen Gliedern der Gruppe. Er ist meist in Quarz eingewachsen, bildet aber auch in Quarzdrusen wirrstrahlige, büschel- bis garbenförmige Kristalle, die vielfach zu Aggregaten zusammen gewachsen sind und bis zu 1 cm Größe erreichen können. Gelegentlich sind leicht gebogene und abgewinkelte Kristalle festzustellen. Die spröden Kristalle zerbrechen leicht, so dass ein muscheliger Bruch auftritt, der im frischem Zustand lackartig schwarz glänzend ist und allmählich blaue bis graue metallische Farben annimmt. Größere dichte Massen zeigen hingegen einen „körnigen“ Bruch. Bereits angewitterte Aggregate werden gelblich bis bräunlich und sind des öfteren mit Schwefelkristallen besetzt. Zinkenit ist mit anderen Antimon-Erzen vergesellschaftet, v.a. mit Plagionit und Antimonit. Letzterer kann direkt auf Zinkenit büschelartig aufgewachsen sein (Abb. 27 – 29).
* international gebräuchlicher Name
In alten Akten wird „Weißguldenerz“ aus dem Bereich des Tagschachtes genannt, das als kompliziertes Gemenge von verschiedenen silberhaltigen Erzen zu gelten hat, u.U. könnte auch Freibergit (silberhaltiges Fahlerz) gemeint sein. Der Silbergehalt der Erze war nach den alten Angaben offenbar beträchtlich, musste aber erhebliche Schwankungen aufgewiesen haben, so dass ein Abbau der Erze auf Grund ihres Silbergehaltes als unbedeutend zu bezeichnen ist. Auch die Ausbeute an antimonhaltigen Erzen kann mit 7 ½ Zentner als sehr bescheiden genannt werden.
An sekundären Mineralien werden bei Walenta (1957) folgende Mineralien aufgeführt: Antimonocker, Bindheimit, Valentinit, Cerussit, gediegen Schwefel und Metastibnit.
Das Gangmaterial der Halde am Fliederbach ist sehr arm an Sekundärbildungen. Sie stammen vorwiegend aus dem Bereich des oberen Tagschachtes. Hier finden sie sich oft in den bräunlich gefärbten Partien des Gangquarzes.
Baryt II, bildet meist klare bis fahlgelbe, rhombische Kriställchen, die sich selten in Quarzdrusen finden (Abb. 30).
(Bario)Pharmakosiderit gilt als seltene Bildung und tritt in Form von grünlichen bis bräunlichen, feinkristallinen Krusten aus Pseudowürfeln auf Quarz in Erscheinung (Abb. 31 - 32).
Covellin bildet auf Pyrit-Markasit und Quarz feinkristalline, blauschwarze Krusten.
Gips ist eine relativ seltene Sekundärbildung in Anbetracht der Vormachtstellung der Sulfide. Er bildet farblose Kriställchen in Quarzdrusen zusammen mit Pyrit-Markasit (Abb. 33).
Halotrichit tritt zusammen mit anderen Eisensulfaten als Ausblühung auf zersetztem Pyrit-Markasit auf und bildet oft attraktive, weiße bis filzige, aber auch spießige Nadelbüschel (Abb. 34 - 35).
Metastibnit, der früher irrtümlich als Kermesit bezeichnet wurde, überzieht in kleinen Quarzdrusen den Antimonit gelegentlich als rostrotes, erdiges Sekundärmineral (Abb. 36).
Parasymplesit ist ebenfalls eine seltene Bildung im Bereich der Haldenreste am Fliederbach. Er tritt tief in Form von graugrünen, nadeligen Kristallen auf, die Büschel und Rosetten bis zu 3 mm Durchmesser auf Quarz bilden können.
Segnitit /Beudantit findet sich als gelbliche bis gelbbraune feinkristalline Krusten in kleinen Quarzdrusen, die v.a. im Bereich des Tagschachtes gefunden wurden (Abb. 37 - 38).
Skorodit bildet graugrüne bis gelbliche Überkrustungen bzw. Pusteln auf schmalen Quarzklüften bzw. in kleinen Drusen, wie sie auch im Bereich der Pfarrhöhle auftreten (Abb. 39 - 40).
Schwefel, ged. bildet als typisches Verwitterungsprodukt winzige blassgelbe Kriställchen bzw. Kristallbäumchen in Vergesellschaftung mit Pyrit-Markasit, Antimonit, Sphalerit und Zinkenit (Abb. 25 und 41).
Sericit (Muskovit) ist eine Neubildung aus verwitterten Feldspäten und findet sich als blassgelbe, winzige Pusteln aus hauchdünnen Blättchen in kleinen Quarzdrusen in Vergesellschaftung mit Arsenopyrit und Bournonit.
Valentinit ist ein charakteristisches Verwitterungsprodukt von Antimonit und tritt v.a. als Pseudomorphose in elfenbeinfarbenen, gelblichen, faserigen bis nadeligen, selten blättrigen Kristallen auf, die meist einen Verwitterungsrand um die Antimonit-Nester bilden oder in kleinen Quarzdrusen frei aufgewachsen sind. Er wurde früher wohl als Weißspießglanzerz bezeichnet. Gelbliche Verwitterungskrusten um Zinkenit sind jedoch zum Oxyplumboroméit (Bindheimit) zu stellen.
Senarmontit, der die gleiche chemische Zusammensetzung wie der Valentinit aufweist, jedoch nicht rhombisch, sondern kubisch kristallisiert, ist nur aus dem Bereich St. Ulrich bekannt geworden (Abb. 42 - 43).
In Pyrit-Markasit reichen Partien und Klüftchen treten oft gelbbraune Verwitterungsprodukte auf, die dem Jarosit bzw. dem Nontronit zuzuordnen sind.
treten in Form von gelblichen bis grünlichen Überkrustungen bzw. Ausblühungen im näheren Bereich des Pechblendetrümchens auf, die keine Fluoreszenz aufweisen. Auf Grund der schlechten Kristallisierung wurde bislang auf Analysen verzichtet (Abb. 44).
Im gesamten Holderpfadbereich lässt sich noch reichlich Gangmaterial finden, ob auf den Resthalden oder als Lesesteine im Bereich der ehemaligen Schächte und Stollen. Jedoch sind die Aussichten auf noch gute Funde recht gering, da die Quarzknauer nur sehr spärlich vererzt sind und sich auf Grund ihrer Zähigkeit schlecht bearbeiten lassen.
Für die Überlassung von Gangmaterial aus dem Bereich des oberen Tagschachtes danke ich Herrn Joachim Hörth, Bühl. Für zahlreiche Analysen wird Herrn Dr. W. Bär, Bad Elster, gedankt. Herr Gerd Schuler, Steinen, und Herr Armin Schorm, Schopfheim-Wiechs, stellten dankenswerter Weise einige Proben zur Fotografie zur Verfügung.
Literatur
Dennert, V. (1993): Der Bergbau vom Mittelalter bis heute. In: Geschichte der Stadt Sulzburg, Bd. 1. Stadt Sulzburg (Hrsg.), S. 119-217.
Glas, M.; Schmeltzer, H. (1976): Mineralfundstellen Baden-Württemberg. Weise-Verlag, S.118-119.
Hofherr, I. (1983): Eine Antimon-Mineralisation südlich von Sulzburg im Südschwarzwald. Dipl. Arbeit, Freiburg.
Hofherr, I. (1984): Eine Antimon-Mineralisation südlich von Sulzburg im Südschwarzwald. Ber. Naturf. Ges. FR, Bd.74, S.49-71.
Maus, H. (1993): Geologie und früher Bergbau bei Sulzburg. In: Geschichte der Stadt Sulzburg, Bd. 1. Stadt Sulzburg (Hrsg.), S. 9-71.
Metz, R.; Richter, M.; Schürenberg, H. (1957): Die Blei-Zink-Erzgänge des Schwarzwaldes. Beih. Geol. Jb. 29.
Schatz, R.; Otto, J. (1989): Neue Vorkommen von Pechblende bei St. Ulrich und Sulzburg im südwestlichen Schwarzwald. Jh. geol. LA Ba-Wü.(31), S. 171-182.
Steen, H. (2007): Die Uranvorkommen des mittleren und südlichen Schwarzwaldes. Ergebnisse der Uranprospektion nach 1960. Erzgräber 21, H.2, (S. 49-52)
Steen, H. (1997): Ein kleines Vorkommen von Uran- und Bleimineralien im Schweizergrund bei Sulzburg, S-Schwarzwald. Erzgräber 11, H.1, S.23-29.
Steen, H. (2013): Bergbau auf Lagerstätten im Südlichen Schwarzwald. Books on Demand, Norderstedt.
Walenta, K. (1957): Die antimonerzführenden Gänge des Schwarzwaldes. Jh. geol. LA Ba-Wü. 2, S.13-67.
Walenta, K. (1989): Neufunde aus dem Schwarzwald, 3.Folge, Lapis, H. 9. S.20 - 29.
Walenta, K. (1994): Neufunde aus dem Schwarzwald, 5.Folge, 2. Teil. Lapis, H. 3. S. 35-36.
Walenta, K. (2008): Bericht über die Ergebnisse der Uranprospektion im Gebiet von Badenweiler und Sulzburg 1961. Erzgräber 22, H.1, S.38-44.
Weiner, K-L.; Hochleitner, R. (1996): Fülöppit, Lapis-Steckbrief, H.7-8, S.8-11.
Weiner, K-L.; Hochleitner, R. (1997): Zinkenit, Lapis-Steckbrief, H.4, S.9-11.
Sofern nicht anders angegeben, stammen die abgebildeten Mineralien aus der Sammlung des Autors, Fotos vom Autor.
Anmerkung an die Redaktion:
Es wird gebeten, die Aufnahmen nicht zu klein abzubilden, größer als 6,5 x 4 cm !
Bild-Nr. |
Text |
Bilddatei |
1 |
Kein Plagionit, sondern Graphit in einem Gneiseinsprengling, BB 2 mm |
Graphit-1 |
2 |
Leicht korrodierte Dolomit-Kristalle in einer Quarzdruse, BB 12 mm |
Dolomit-1 |
3 |
Graue Erz-Schliere aus Plagionit, Antimonit, Fahlerz und Pyrit in Gangquarz, BB 10 cm |
Erzschliere |
4 |
Handstück einer kompakten Antimonit-vererzung mit strahligen Aggregaten, Größe: 4,5 x 6,5 cm, Sammlung Schorm |
Erzhandstück |
5 |
Antimonit-Nadelfilz in einer Quarzdruse, BB 4 mm |
Antimonit 1 |
6 |
Antimonit und Zinkenit in inniger Verwachsung, BB 3 mm |
Antim-Zinken-1 |
7 |
Spießig, nadeliger Antimonit auf Zinkenit aufgewachsen, BB 2 mm |
Antimon-Zink- 2 |
8 |
Leicht korrodierte Arsenopyritkristalle in einer Quarzdruse, BB 2 mm |
As-pyrit 2 |
9 |
Winzige Arsenopyrite in Quarz eingesprengt, BB 2 mm |
Arsenopyrit-3 |
10 |
Feinnadeliger Boulangerit, BB 2 mm |
Boulangerit 7 |
11 |
Boulangerit, BB 2,5 mm |
Boulangerit 9 |
12 |
Bournonit-Kristall in einer Quarzdruse mit feinen, blass gelblichen Sericit-Bällchen, BB 1,5 mm |
Bournonit-1 |
13 |
Bournonit-Kristall in Quarzdruse, BB 1,5 mm, Sammlung Schuler. |
Bournonit-2 |
14 |
Fahlerz (Tennantit, Tetraedrit) auf Dolomit, BB 4 mm |
Fahlerz 3 |
15 |
Fahlerzkristalle im Bereich der Pechblende-Vererzung, BB 3 mm, Sammlung Schuler |
Fahlerz 2 |
16 |
Fahlerzkristalle im Bereich der Pechblende-Vererzung, BB 3 mm, Sammlung Schuler |
Fahlerz 4 |
17 |
Fülöppit-Kristall mit deutlichen roten Innenreflexen, BB 1,5 mm |
Fülöppit-1 |
18 |
Fülöppit-Einsprengling mit roten Innenreflexen, BB 0,8 mm |
Fülöppit-2 |
19 |
Plagionit-Körner in Quarz, BB 2 mm |
Plagionit-2 |
20 |
Korrodierter Markasit, BB 3 mm |
Markasit-1 |
21 |
Korrodierter Markasit, BB 3 mm |
Markasit-2 |
22 |
Kuboktaedrische Pyritkriställchen in Quarz, BB 2 mm |
Pyrit okt |
23 |
Hochglänzende Pyrit-Kristalle in Gangquarz, BB 6 mm |
Pyrit-2 |
24 |
Korrodierte Pyrrhotin-Kriställchen in einer Quarzdruse, BB 1,2 mm |
Pyrrhotin |
25 |
Korrodierte Sphalerit-Kristalle mit aufgewachsenen Schwefelkriställchen. BB 2 mm, Sammlung Schuler |
Schwefel-ZnS |
26 |
Pechblende-Gängchen in verquarztem Nebengestein, BB 12 mm, Sammlung Schuler |
Pechblende-1 |
27 |
Zinkenit –Kristalle in einer Quarzdruse, BB 3 mm |
Zinkenit-1 |
28 |
Zinkenit –Kristalle in einer Quarzdruse, BB 4 mm |
Zinkenit-3 |
29 |
Zinkenit überkrustet von graugrünen Skorodit- Aggregaten, BB 3,5 mm |
Zinken-Skoro |
30 |
Baryt-II-Täfelchen in einer Quarzdruse, BB 1,5 mm, Sammlung Schuler |
Baryt II-1 |
31 |
Grüner (Bario)Pharmakosiderit krustenartig auf Quarz, BB 2 mm |
Bariopharmakosid-1 |
32 |
Grüner und brauner (Bario)Pharmakosiderit in einer Quarzdruse, BB 2,5 mm, Sammlung Schuler, |
Bariopharmakosid-2 |
33 |
Gipsrosette auf Pyrit in Quarzdruse, BB 2 mm |
Gips-1 |
34 |
Feinnadeliger Halotrichit auf einem Markasit –Antimonit- Gemenge als Sammlungsbildung, BB 3 mm, Sammlung Schuler |
Halotrichit-1 |
35 |
Halotrichit als spießige Kristalle auf Quarz, BB 2,5 mm |
Halotrichit-2 |
36 |
Rostroter, erdiger Metastibnit als Verwitterungsprodukt auf Antimonit, BB, 2,5 mm, Sammlung Schuler |
Metastibnit-1 |
37 |
Segnitit-Beudantit krustenartig auf Quarz, BB 2 mm |
Segnitit-1 |
38 |
Körniger Segnitit-Beudantit auf Quarz, BB 2 mm |
Segnitit-2 |
39 |
Graugrüne Skorodit-Pusteln in einer Quarzdruse, BB 2,5 mm |
Skorodit 1 |
40 |
Blass gelbgrüne, kugelige Skorodit-Aggregate auf Quarz, BB 1,5 mm |
Skorodit 2 |
41 |
Schwefel, ged. auf korrodiertem Zinkenit BB 2 mm |
Schwefel-1 |
42 |
Gelblicher nadelig-faseriger Valentinit, pseudomorph nach Antimonit, BB 3 mm |
Valentinit-1 |
43 |
Gelblicher nadelig-faseriger Valentinit, pseudomorph nach Antimonit, BB 2,5 mm |
Valentinit-2 |
44 |
Sekundäre Uranmineralien ? aus dem Bereich des Pechblende-Trums, BB, 2,5 mm, Sammlung Schuler |
Sek-U-Miner-1 |