Was ist Strahlung? Ist Strahlung gefährlich?
Beim Besuch einer Mineraliensammlung wird oft die Frage gestellt: Haben sie radioaktive Mineralien ausgestellt? Diese sind doch gefährlich! Um diese Frage zu klären, sollte man zunächst zwischen natürlicher (1) und künstlicher (2) Strahlung unterscheiden. Strahlung ist immer eine bestimmte Energieform. Energie kann weder erzeugt, noch vernichtet werden. Sie kann nur von einer Form in eine andere übergehen.
Zu (1):
Schon immer versuchten Menschen unbekannten Dingen sprichwörtlich auf den Grund zu gehen. Viele Wünschelrutengänger suchen nach „Wasseradern“ und „Erdstrahlen“ mit mehr oder weniger „Erfolg“. Die noch junge Erde hat im Laufe ihrer langen Geschichte viele kosmische Körper eingefangen und unseren Planeten aufgebaut. Wir wissen, dass ihr flüssiger Ni-Fe-Kern und auch der Erdmantel noch mehrere tausend Grad heiß sind. Die Wärmeproduktion kommt durch den radioaktiven Zerfall von schweren Elementen in der Kern-und Mantelmaterie zustande. Die Wärmeunterschiede im Erdmantel rufen so gen. Konvektionsströme hervor. Diese beeinflussen auch die Erdkruste, in die immer wieder Materie (Magma) eindringt und zu Vulkanausbrüchen (Lava) führt oder abtaucht und wieder aufgeschmolzen wird. Selbst die Granite und andere magmatische Gesteine (Plutonite, Vulkanite) in unseren Gebirgen stammen aus silikatreichen Schmelzen, die oft nicht die Oberfläche erreicht haben. Sie führen vielfach radioaktive Elemente (Uran, Thorium) aus dem Erdinneren mit sich. So werden auch verschiedene Mineralien durch Dauerstrahlung gefärbt: Quarz wird zu Rauchquarz oder Morion, Fluorit zu dunkelblauem Stinkspat. Radioaktive Mineralien bauen Uran in ihr Kristallgitter ein.
Man unterscheidet drei in ihrem Energiegehalt unterschiedliche Strahlungsarten, die von schweren, instabilen Elementen ausgehen:
die Alpha-Strahlung: ausgesendete (+)Heliumkerne. Sie ist eine Teilchenstrahlung instabiler, schwerer Atomkerne und kann ein Blatt Papier nicht durchdringen,
die Beta-Strahlung (n= p+e): Es sind Elektronen (e), die ebenfalls beim Zerfall von instabilen Atomkernen frei werden,
die Gammastrahlung: hochenergetische Photonen, die nahezu alle Materie durchdringen.
So wie von der Erde Strahlung ausgeht, sind wir auch von außen von Strahlung umgeben und werden von ihr beeinflusst. Egal, ob es sich um kosmische Strahlung (natürliche Röntgen-strahlung, Gammastrahlung), Neutrino-Strahlung, UV-Strahlung, die Strahlung des sichtbaren Lichtes, des Infrarot, des Radar, der kurzen und langen Radiowellen, der TV-Wellen handelt. Ob sie von der Sonne, unserem nächsten Stern ausgehen oder aus den Tiefen des Weltalls uns erreichen, spielt dabei keine Rolle! Sie alle wirken auf unsere Zellen, auf das Erbgut ein, ob wir es wollen oder nicht!
Zu (2):
Dessen nicht genug, so sind wir technisch in der Lage, künstliche Strahlung zu erzeugen. Ob Neutronen-, Elektronen-, Protonen, Photonenstrahlung ist dabei auch nur bedingt von Bedeutung. Strahlung und Leben gehören irgendwie zusammen: ohne Strahlung kein Leben. Mit bestimmter Strahlung können wir heilen, starke Dauerstrahlung kann uns schädigen und zum Tod führen!
Um die Frage der Gefährlichkeit wieder aufzunehmen, es ist und bleibt eine Frage der Dosis, die uns durchdringt. Sie ist abhängig von der Zeitdauer der Einwirkung, die Distanz zur Strahlenquelle, von der Energie der Strahlung, ob wir (über)leben oder nicht.
Gez. A.Brill